Eine Handvoll Kunst 2
Die unterfränkische Künstlerin Barbara Schaper Oeser feiert ein Lebensjubiläum und lädt ein zu ihrer Wunschausstellung mit vier Künstlern ihrer Wahl in die barocken Räume im Westflügel des Schlosses Oberschwappach. Zwei Bildhauer, einen Zeichner und eine Keramikkünstlerin. Zusammen „eine Hand voll Kunst“.
Fünf Künstler in fünf Räumen, nimmt man den Vorplatz des Schlosses dazu, könnte das numerische Spiel des Ausstellungstitels aufgreifen und weiter treiben. Tatsächlich aber handelt es sich um ein Füllhorn voll künstlerischer Ideen und Ausdrucksvielfalt.
Die Körper aus Keramik von Barbara Schwämmle, von Formen in der Natur inspiriert, konzentrieren sich auf die rhythmische Wiederholung von Punkten, Rillen, Lamellen an der Oberfläche ihrer kugeligen Plastiken. Als abstrahierende Form und Strukturelemente sind sie nicht nur prägende Gestaltung der Arbeiten von Barbara Schwämmle, sondern Verwandlungen des Tons in organische Formen. Suggestionen aufblühender Knospen, verwitterter Fruchtkörper oder Skeletten von Seeigeln, niemals sklavisch naturgetreu, sondern frei assoziativ, greift die Künstlerin Elemente aus dem Formenspiel der Natur auf.
Jürgen Hochmuth zeigt Zeichnungen, die im Zusammenhang mit seinem bildhauerischen Werk entstanden sind. Es sind spielerische Beschäftigungen mit dem archaischen Grundmotiv „Haus“. Häuser sieht er als die dritte Haut des Menschen, als Metapher für menschliches Zusammenleben. Seine Aquarelle sind Wahrnehmungen hinter dem oberflächlichen Schein der Realität. Seine Zeichnungen öffnen verschlossene Türen und holen das Verborgene nach außen. Das Haus wird zum Kern und das Innenleben zur Schale.
Kurt Grimm präsentiert neuere Eisen und Stahlskulpturen. Eisen und Stahl sind – so seine Aussage – absolut ehrliche Materialien, mit denen er seine Kreis und Quadrat-Formen in großen Dimensionen umsetzen kann. Die Größe ist ein Element der Arbeiten, die für größere Ausdruckskraft sorgt. „Es reizt mich, Massen und schweren Gewichten Leichtigkeit zu verleihen. Der Rost ist ein verändertes Element des Materials und somit unabdingbar.“
Metallobjekte von Matthias Engert gehen von der idealen Grundform des Quadrates aus. Er beschäftigt sich mit Linie und Labyrinth und montiert als Suchender der optimalen Form seine Stahlobjekte in perfekter geometrischer Weise im Raum, an der Wand, auf dem Boden. Streng geometrisch und mit rhythmischer Formwiederholung schafft Matthias Engert konkrete Werke von höchster ästhetischer Ausstrahlung.
Barbara Schaper-Oeser steht als Malerin im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie setzt in ihren Arbeiten einen Schwerpunkt auf Kontraste in Form, Farbe und Aussage – wie sie selbst bemerkt. Kreis und Quadrat (Metapher für Himmel und Erde) sind auch ihre Grundformen, die mit einer haptisch erfahrbaren Oberfläche, Farbschichten in einer Mischtechnik aus Pigmenten, Gold und Rost überzogen sind. In ihren Arbeiten finden wir alle Elemente der vier mit ausstellenden Künstler wieder: Kreis und Quadrat, geometrische Grundform und Rost, organische Formkontraste und edelstes Material.
Insgesamt eine Ausstellung, die konzentriert zeigt, was in der Kunst der letzten Jahre in Würzburg und weit darüber hinaus sich zu dominanten Ausdrucksformen und –mitteln entwickeln konnte. Damit ist diese Jubiläumsausstellung eine repräsentative Schau unterschiedlichster Kunstansätze, die um ähnliche Ideen und Theorien zu dem kreist, was Kunst heute gestalten und aussagen will.
Der Ort Schloss Oberschwappach selbst ist als historische Erscheinung bestens geeignet, diesen aktuellen und „modernen“ Augenblick in der Entwicklung heutiger Kunst kurzfristig zu fixieren.
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